
1947 - Tod des Vaters, Krankheiten in der Familie, Sommercamp,
Hochzeit Rupert & Henrietta, Beschreibung Farm & Gegend
Liebe Freunde (so begannen die Sammelbriefe 1948)
Trapp Family Austrian Relief Inc. Stowe, Vermont, USA
Liebe Freunde! 15. März 1948 🔺
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Singwochen
Mittlerweile haben im Camp die Singwochen angefangen. Über all dem Kummer um unseren lieben Toten hatten wir ganz vergessen, die gewissen Annoncen in die Zeitungen zu geben, welche die Leute auf das Camp aufmerksam machen sollten. Als es mir einfiel, war es schon viel zu spät dazu. Aber über all den anderen Sorgen habe ich mich über das nicht aufregen können. „Na, dann ist heuer halt kein Camp,“ hab´ ich mir gedacht, „ist uns eh allen lieber.“ Wir waren dann ganz gerührt, wie trotzdem Leute von allen Seiten geströmt gekommen sind. Johanna hat in der ersten Singwoche für 172 Menschen gekocht. Heuer war der erste Sommer, in dem alle Lebensmittel frei zu haben waren. In den anderen Jahren war es eine furchtbare Plage mit den zugemessenen Rationen von Zucker, Fett, Fleisch etc., die Leute alle satt zu kriegen. Heuer, ganz im Gegenteil, die Agenten zur Küchentüre gekommen, wortreich das Fleisch oder Gemüse i h r e r Firma anpreisend. Und doch haben wir uns darüber gar nicht freuen können. Wie gerne wäre ich wieder landauf und landab herumgegangen, um für viel Geld und gute Worte einen Kübel Schmalz zu hamstern, wie es in den letzten Jahren oft nötig war; wie gerne würden wir alle hungern und frieren und das Nötigste entbehren, wenn wir einen frischen Grabhügel ungeschehen machen könnten (Ich glaube das ist nicht gut ausgedrückt, aber Ihr wisst sicher was ich meine). Armut, Hunger, Durst und Kälte und selbst Krankheit sind halt doch nur vorübergehende Übel, wir haben sie alle kennen gelernt. Die Hoffnung, eine der größten Gaben Gottes, tröstet einen „es wird schon wieder besser werden.“ Aber der Tod, das ist etwas Endgültiges, da heißt es nachher: „Niemals wieder“.
Obwohl die äußere Regie des Camps heuer einfacher war als je, obwohl alle Leute ganz besonders nett und mitfühlend waren, war es doch manchmal sehr schwer mit ihnen harmlos lustig zu sein, mit ihnen zu singen und sie die österreichischen Volkstänze zu lehren.
In der letzten Singwoche ist unsere Lorli zwischen zwei Autos eingequetscht worden. Dabei wurden zwei Rippen verletzt, und der Erfolg war eine Rippenfellentzündung.
Dann war das Camp aus und wir wollten die Einladung von Bekannten annehmen, die uns ihr Haus an der See für den Monat September angeboten hatten. Gerade damals bin ich aber selber krank geworden, und so habe ich die Familie vorausgeschickt, in der Hoffnung, ihnen bald nachfolgen zu können. Mein Zustand hat sich aber verschlechtert, und der Arzt hat eine schwere Nierenentzündung festgestellt. Einige Tage hindurch hat es ganz kritisch ausgeschaut und so kam es, dass ich am 17. September nicht an Ruperts Hochzeit teilnehmen konnte. Ich hatte mich ganz heimlich vor diesem Tag ein wenig gefürchtet, weil das ja das erste Familienfest ohne unseren Vater sein würde. Das macht ja jetzt alles so schwer: die ersten Konzerte ohne ihn, das erste Mal Advent und Weihnachten ohne ihn, mit den vielen Bräuchen, wobei er als Hausvater die Hauptperson war. Dann wird Ostern kommen und die Reise nach Australien und wie werden wir ihn überall vermissen! Man traut sich gar nicht an die Zukunft zu denken. Man schaut, dass man durch den heutigen Tag kommt. Das Herz ist immer so schwer und das Leben wird niemals mehr so harmlos fröhlich und glücklich sein. Ja, harmlos, fröhlich und glücklich waren wir auch zu Zeiten bitterer Not inmitten von Hunger, Kälte und Entbehrung, angesichts einer gänzlich unsicheren Zukunft, denn wir waren ja alle beisammen und einer hat dem anderen helfen können. Wie gerne würde jeder von uns auf Kleider und Essen verzichten, wenn das den Vater zurückbrächte. Wie wenig doch das Geld wert ist, und wie wenig wahres Glück man sich dafür kaufen kann. Und so war auch die erste Hochzeit in unserer Familie ein wenig überschattet von diesem Leid. Natürlich sagen wir uns immer wieder, dass unser Vater jetzt dort ist, wo ihm irdisches Leid nichts mehr anhaben kann, dass er hingegen alle freudigen Ereignisse in unserer Familie mit uns zusammen feiert. Er ist ja nicht von uns weggegangen, sondern ganz im Gegenteil, er ist uns jetzt viel inniger nahe als je zuvor. Aber alle diese Erwägungen, so wahr sie auch sein mögen, können manchmal nicht verhindern, dass sich einem das Herz zusammenkrampft und man ihn in Haus und Hof an allen Ecken und Enden so bitterlich vermisst.
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